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Der dünne MannDerek Landy - Skullduggery PleasantGordon Edgley ist Schriftsteller, steinreich und Exzentriker – seine Familie bevorzugt hierfür einen etwas anderen Terminus. Denn er hat „die beunruhigende Angewohnheit, Leute zu beleidigen, ohne es zu wollen, und dann über ihre geschockte Reaktion zu lachen.“ Einzig seine Nichte Stephanie hat er ins Herz geschlossen; zwischen den beiden besteht eine unerklärliche Seelenverwandtschaft. Bestand ist eigentlich richtig, denn gerade, als Gordon den letzten Satz seines neuesten Buches zu Papier bringt, fällt er, zack-bumm, einfach tot um. Nach der spärlich besuchten Trauerfeier trifft sich die vor Geldgier geifernde Familie im Haus des Toten; um schon einmal den einen oder anderen wertvollen Gegenstand (wie zufällig), in der eigenen Tasche verschwinden zu lassen. Gewissensbisse hat keiner. Sind doch alle davon überzeugt, dass ihnen die Dinge sowieso gehören. Nur Stephanie streift traurig durch das leere Haus. Plötzlich steht ein tief vermummter, maskierter Mann vor ihr…
Der Roman „Skulduggery Pleasant“ von Derek Landy ist sein erstes Jugendbuch – und er hat damit, bisher zumindest, den Vogel abgeschossen und das augenfällig außergewöhnlichste Gemisch aus Phantasy/Horror- und Kriminalroman dieses Jahres geschrieben. Stopp! Einer der wichtigsten Bestandteile wurde bisher nicht aufgezählt. Sein schräger, schwarzer Humor ist der absolute Überhammer. Damit erfüllt er wenigstens ein Klischee seines völlig klischeearmen Buches: Er ist Ire und man sagt Iren ja nach, sie seien die Witzigkeit in Person.
Wir verraten nicht zu viel, wenn wir offenbaren, dass Skulduggery ein Skelett ist. Auf Grund dieser Tatsache gibt es häufig Dialoge zwischen den beiden Protagonisten, die schon sketchhafte Züge annehmen:
„Mr. Pleasant. Sie sind ein Skelett…“
„Ja, ich bin ein Skelett. Und das schon seit geraumer Zeit.“
„Werde ich verrückt?“
„Ich hoffe nicht.“
„Dann sind sie also echt? Es gibt Sie tatsächlich?“
„Vermutlich.“
„Soll das heißen, Sie sind sich nicht sicher, ob es Sie gibt oder nicht?“
„Ich bin mir ziemlich sicher. Aber ich könnte mich natürlich täuschen. Ich könnte irgendeine grässliche Halluzination sein.“…
„Wie können Sie reden? … Was uns zusammenhält, sind doch Fleisch und Haut und Bänder. Sie müssten eigentlich auseinanderfallen. Warum tun Sie es nicht?“
„Auch das ist Zauberei.“
„Zauberei ist ziemlich praktisch… Empfinden Sie Schmerz?“
„Ja – dann weiß man wenigstens, dass man lebendig ist.“
„Und – sind Sie lebendig?“
„Nun, rein technisch gesehen nicht…“
„Haben Sie ein Gehirn?“
„Ich habe kein Gehirn… aber ich habe ein Bewusstsein… Um ganz ehrlich zu sein – was du da siehst, ist nicht einmal mein Kopf.!
„Was?“
„Das ist nicht mein eigener. Sie sind abgehauen mit meinem. Den hier habe ich beim Pokern gewonnen.“…
Trotz der verschiedenen Handlungsstränge und auftretenden Personen verliert man nie den Überblick. Der Autor tritt als Erzähler auf. Dadurch ist er, und damit auch der Leser, dem Detektiv und seiner Gehilfin immer einen Schritt voraus. Leider entpuppt sich der Weitblick und Scharfsinn des Erzählers häufig als falsch, so dass aus einem knochigen Sherlock Homes ein Sherlock Humbug wird. Einerseits wird der Leser so an der Nase herumgeführt, andererseits wird er nach kurzer Zeit die Schlussfolgerungen in Zweifel ziehen. Dem Rätselraten, wer denn nun auf wessen Seite gegen wen, und warum, ins Felde zieht, sind keine Grenzen gesetzt. Die üblichen Phantasie/Horrorfiguren treten, bis auf wenige Ausnahmen, nicht auf. Der Tradition, dass eine Jugendliche, hier die 12-jährige Stephanie, ohne die Hilfe von Erwachsenen „Die Welt rettet“, bleibt Derek Landy jedoch treu - sofern man ein lebendes Skelett nicht zu den Erwachsenen zählt.
Der Sprecher Rainer Strecker arbeitet wie gewohnt souverän die unterschiedlichsten Gefahrenmomente heraus. Allerdings gelingen im die im Buch so herrlich witzig-ironischen Stellen weniger gut. Hier scheitert er an seinem etwas dunkles ausstrahlender Stimme. Dass diese an anderer Stelle wesentlich angebrachter ist als bei „Skullduggery Pleasant“ beweißt er bei der Lesung der Tintenwelttrilogie von Cornelia Funke. Dieser haftet von Beginn eine unheilvolle Stimmung an. Ein etwas humorigerer Sprecher wäre also hier angebrachter gewesen. Das o.g. lange Zitat aus dem Buch liegt auch als Hoerprobe 2 vor.
Rezensent: Wolfgang Haan
Verlagsinformation
Skulduggery Pleasant: Gentleman, Detektiv und - Skelett
Stephanie fragte: »Dann wirst Du mir in Zukunft nichts mehr verheimlichen?« Er legte die Hand auf die Brust. »Hand aufs Herz. Ich schwöre es bei meinem Leben.« »Okay. Allerdings hast du kein Herz mehr.« - »Ich weiß.« »Und rein technisch gesehen auch kein Leben.« - »Auch das weiß ich.« - »Dann verstehen wir uns ja.«
Ganz überraschend stirbt Stephanies Onkel, der Schriftsteller Gordon Edgeley. Der geheimnisvolle Freund des Onkels, Skulduggery Pleasant, entpuppt sich als gut gekleidetes Skelett. Als die unerschrockene Stephanie in Gefahr gerät, hilft er ihr und steht ihr von da an zur Seite. Gefährlich seltsame Gestalten tauchen auf, eine unglaublich spannende Jagd beginnt...
Neues und Spannendes über SKULDUGGERY PLEASANT: Bildschirmschoner, Videoclip, Vorstellung der Personen, Klingeltöne u.v.a.m. unter www.skulduggerypleasant.de
Pressestimmen:
"Die Geschichte ist aufregend, temporeich, gut ausgearbeitet und macht vor allem Spaß." The Guardian, April 2007
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